Tipps für Fahranfänger

Fahranfänger in der Unfallstatistik

Der Straßenverkehr erfordert sehr viel Aufmerksamkeit. Selbst den Fahrern, die bereits viel Erfahrung mit dem Straßenverkehr haben, passieren Unfälle. Es gibt so vieles, auf das es zu achten gilt: Personen, die die Straßen außerhalb der Fußgängerübergänge überqueren. Autos, die ein- oder ausparken. Fahrzeuge, die ohne Vorwarnung einfach stehen bleiben.

Da ist es nicht verwunderlich, dass man Jahre braucht, um sich auf Straßen auch als Autofahrer wirklich sicher zu fühlen. Die Fahrschule hilft, den ersten Umgang mit dem Fahrzeug zu trainieren. In fachkundiger Begleitung die Regeln des Straßenverkehrs zu erlernen, vermittelt ein erstes Gefühl von Sicherheit. So ist man als Anfänger über die Grundsätze des Straßenverkehrs informiert. Wirklich Erfahrung sammeln Fahranfänger aber erst, wenn sie den Führerschein bereits in den Händen halten. Nicht zuletzt weil immer mehr und mehr Autos die Straßen Deutschland füllen, bleibt der Lerneffekt ein Leben lang.

Dennoch sind besonders junge Fahrer in den ersten Jahren besonders gefordert. Laut einer Auswertung des Statistischen Bundesamts passieren in der Altersgruppe von 18 bis 24 Jahre die meisten Unfälle. So gab es 2018 in dieser Altersgruppe 60.976 Unfälle, bei denen die Polizei hinzugezogen wurde. 369 davon endeten sogar tödlich.

Auch an welchen Tagen und zu welchen Uhrzeiten die meisten Unfälle und Schäden passieren, lässt Rückschlüsse zu:
Mehr als ein Viertel der Unfälle passieren zwischen 19 Uhr abends und 5 Uhr morgens. Auch fallen fast 45 Prozent aller Todesfälle in diesen Zeitraum. Hauptgrund sind Disco- und Partybesuche, die besonders am Wochenende stattfinden. So treten entsprechend Samstags und Sonntags die meisten Schadenereignisse mit Todesfolge ein. An den angrenzenden Tagen – Freitag und Montag – geht die Zahl etwas zurück, jedoch ist sie vergleichsweise immer noch sehr hoch. Auch ist Unterschied zwischen Männern und Frauen bei Unfällen mit Personenschaden auffällig groß. Männer sind deutlich häufiger Opfer von Autounfällen mit Personenschaden, als Frauen.

Versicherung bei Fahranfängern

Die Unfallhäufigkeit spiegelt sich im Schadenfreiheitsrabatt wider. Junge Fahrer starten in der Regel mit dem höchsten Beitrag, da sie noch keine wirkliche Fahrerfahrung aufweisen können. Dabei handelt es sich meist um mehr als das Doppelte (etwas 230 bis 240 Prozent) des normalen Beitrags.

Allerdings gibt es Versicherungen, bei denen Fahranfänger bereits zu Beginn eine bessere Einstufung (oft SF 1/2, etwa 140 Prozent des normalen Beitrags) erhalten können – solange die Eltern bereits ein Fahrzeug bei der selben Gesellschaft versichern. Alternativ ist es möglich, das Fahrzeug als Zweitwagen der Eltern zu versichern. Einmal versichert, sinkt der Beitrag für Fahranfänger mit jedem schadenfreien Jahr. Proportional zur gewonnenen Fahrerfahrung steigt gleichzeitig die Anzahl der schadenfreien Jahre.

Die größten Ablenkungen im Straßenverkehr

Der Straßenverkehr birgt schon allein aufgrund der vielen Teilnehmer erhebliche Risiken. Hinzu kommen außerdem Witterungs- und Lichtverhältnisse, Tiere, die plötzlich auf der Fahrbahn erscheinen und einiges mehr. Hier eine Übersicht möglicher Ablenkungen:
Ablenkung Risiko Verhalten
Beeinträchtigungen der Sicht durch:
– Beladung im Innenraum oder Kofferraum
– Köpfe oder Körper der Insassen
– manuell angebrachten Sonnenschutz für Seitenfenster
veränderbar Änderung der Beladung oder Sitzplätze der Insassen und Freisetzung des Sichtfeldes
Fahrgäste
-Führen von Gesprächen
-Aufmerksam machen auf etwas außerhalb des Fahrzeuges
-Gespräche der Insassen untereinander verbunden mit
-Lärm
-ausladender Gestik
-herumalbern
veränderbar Fokus auf Straße richten, nicht ablenken lassen, bei Bedarf um Reduzierung von Lärm und Ablenkungen bitten
Einstellen des Radios oder Navigationsgerätes veränderbar Stelle das Navigationsgerät und Radio vor der Fahrt ein, halte für Änderungen an oder nutze die kurze Zeit, wenn die Ampel gerade auf Rot schaltet
Essen oder Trinken während der Autofahrt (gleiches gilt für Körperpflege) veränderbar Iss oder trinke nicht während der Autofahrt. Fällt Dir beim essen etwas herunter, bist Du sofort abgelenkt
Rauchen beim Autofahren veränderbar Rauche vor oder nach der Fahrt, nicht während der Fahrt (Glut kann bei offenem Fenster umherfliegen oder die Zigarette mit Glut herunterfallen)
Hören von Hörbüchern veränderbar Probiere aus, ob Hörbücher Dich sehr vom Straßenverkehr ablenken – wenn ja, höre diese außerhalb des Autos
Zeitdruck und Stress veränderbar Plane genügend Zeit für Fahrten ein und nimm lieber eine kleine Verspätung als einen Unfall in Kauf
Laute Musik im Auto kein Hören von Krankenwagen und Polizei Beeinträchtigung der Wahrnehmung veränderbar Stelle die Lautstärke so ein, dass Du noch alles im Straßenverkehr wahrnehmen kannst
Autounfall von anderen
– Zuschauer
– Selbst hinschauen
– Verkehrsfluss stockt
bedingt
einschätzbar
Fokus auf Straße richten, mit verändertem Verhalten von Schaulustigen rechnen und weiterfahren
Sehen von Bekannten am Straßenrand Überraschungsmoment Wenn Du jemanden grüssen willst, halte in unmittelbarer Nähe an (kein Winken/ausladende Gestik während der Fahrt
Tiere im Fahrzeug bedingt
einschätzbar
Sichere Tiere ordnungsgemäß (z. B. durch Transportbox im Kofferraum, Gurt auf dem Rücksitz) und lass Dich von ihnen nicht ablenken. Wenn Tiere den Transport nicht mögen, übe mit ihnen (z. B. in einer Hundeschule) oder vermeide unnötige Fahrten
Andere Verkehrsteilnehmer bedingt
einschätzbar
Fahre vorausschauend und rechne immer damit, dass etwas Unvorhergesehenes passieren kann
Monotonie und sinkende Aufmerksamkeit bedingt
einschätzbar
Bleibe achtsam auch wenn Du die Strecke schon kennst oder die Umgebung über viele Kilometer gleich bleibt
Spielende Kinder nicht einschätzbar,
wenn zu müde
Besonders vorsichtig und langsam vorbeifahren
Smartphone
– Schreiben von Nachrichten
– Klingeln bei Anrufen und Nachrichten
– Lichtsignale des Handys im Dunkeln beim Eingehen von Nachrichten
– Telefonieren
– Videos drehen oder Fotos machen

Risiko hoch, da Ablenkung zu vielfältig
Lege das Handy weg, so dass Du es nicht siehst, stelle es auf stumm oder schalte auf Flugmodus um
Müdigkeit nicht einschätzbar, wenn zu müde Fahre auf keinen Fall, wenn Du zu müde bist (Sekundenschlaf kann eintreten). Öffne das Fenster, mach eine Pause, ein Powernap im Auto oder übernachte dort, wo Du bist. Nimm ein Taxi oder fahre bei jemanden anderem mit.
Reflektierende Straßen bei Regen nicht einschätzbar Fahre angepasst an Sichtverhältnisse und der Witterung etwas langsamer
Heimfahrt Disco
– angeheiterte / betrunkene Fahrgäste
– schlechteres Gehör nach lauter Musik
– Müdigkeit
nicht einschätzbar Fokus auf Straße richten und nicht ablenken lassen, lieber etwas langsamer fahren
Tiere auf der Fahrbahn im Wald nicht einschätzbar Fahre in Waldgebieten generell langsamer, mit Hand auf der Hupe und fahre mit angepasster Geschwindigkeit in Kurven

Was eine Sekunde Ablenkung ausmachen kann

Eine Sekunde Ablenkung bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h verlängert Deinen Bremsweg um 30 Meter. Die Formel ist:
Bremsweg = (Geschwindigkeit in km/h : 10) x 3
Angenommen Du hebst bei einem Tempo von 50 km/h etwas in deinem Fußraum auf (bei einer Dauer von etwa fünf Sekunden), kommst Du erst 70 Meter später zum Stehen.

Weitere Tipps für den Alltag

Hier ein paar weitere Tipps für Deinen Alltag als Fahranfänger :
1. Behandle fahrende Straßenbahnen wie andere Verkehrsteilnehmer.
2. Fahre nicht in zu verengte Spuren von Baustellen, die gerade einmal so groß sind wie Dein Auto. Wähle stattdessen eine breitere Spur (diese ist in der Regel auch für Lkws geeignet).
3. Fahre bei Gelb nicht mehr über die Ampel (diese kann schnell zu rot werden und den Führerschein kosten).
4. Wenn Du über Brücken fährst, gehe davon aus, dass Dich ein Wind erfassen oder die Fahrbahn zum Beispiel im Winter anders ist, als du es gewohnt bist (z. B. bei Blitzeis).
5. Die beste Reisegeschwindigkeit liegt zwischen 120 km/h und 130 km/h (fährst Du schneller, ermüdest Du schneller und der Zeitgewinn ist marginal).
6. Gehe nicht auf Verkehrsteilnehmer ein, wenn diese Dich durch ihr Verhalten provozieren wollen.
7. Rechne beim Überholen von Lkws damit, dass Dich nach dem Überholvorgang Wind erfassen kann.
8. Halte Dich an Geschwindigkeitslimits.
9. Lass Dein Fahrzeug regelmäßig inspizieren, achte auf Profiltiefe der Reifen und Wischwasser.
10. Sei entspannt am Ende von Einfädelspuren und lasse anderen Vorrang
11. Halte den Mindestabstand ein (besonders Fahrer von Mopeds oder Motorrädern werden es Dir danken).

Fazit

Autofahren macht gerade Fahranfängern viel Freude und beschert ein hohes Maß an Unabhängigkeit.

Damit die Freude bleibt, sei allen Verkehrsteilnehmern gegenüber respektvoll.

Lass Dich von anderen Verkehrsteilnehmern nicht bedrängen oder einschüchtern. Jeder war einmal Fahranfänger und routiniertes Fahrverhalten erfordert viel. Gib Dir selbst genug Zeit und plane lieber ein paar mehr Minuten für Fahrten ein, als in Stress zu geraten. Dieser führt leichter zu Fehleinschätzungen. Auch die Möglichkeit des begleiteten Fahrens bringt Dir nicht nur früher den Führerschein, sondern kann Deinen Erfahrungsschatz schnell bereichern.

Absolviere ein Fahrsicherheitstraining mit dem Fahrzeug, das Du auch mit dem erlangten Führerschein fährst. Jedes Fahrzeug ist anders und unterscheidet sich in Bezug auf Brems- und Lenkverhalten. Trainiere auf einem Trainingsgelände, wie sich das Auto im Ernstfall verhält, und lerne auch bei Aquaplaning oder in Kurven bei hoher Geschwindigkeit richtig zu reagieren. Auch das Ausweichen und Vollbremsungen sind ein gutes und wichtiges Übungsfeld.

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